Geschichte

Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Ilbenstadt: 1948 bis 1995

Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Ilbenstadt erfolgte im Jahr 1948 im Gasthaus “Zum Kühlen Grund” durch 34 Personen unter Mitwirkung des damaligen Kommandanten und Ortsbrandmeisters Theo Reinhardt. Die Gründung war die Fortsetzung einer Institution, die schon Jahrzehnte davor als Pflichtfeuerwehr bestand. Bereits im Jahre 1900 bemühte man sich, unter dem damaligen Feuerwehrkommandanten Jean Grix und dessen Stellvertreter Jean Nau, um die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr. Doch leider kam man über die Bemühungen nicht hinaus, und so war die Pflichtfeuerwehr bis 1945 die einzige Feuerwehr in Ilbenstadt. Die Geschicke der Pflichtfeuerwehr wurden bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts durch den Maurer Peter Schulmeier, danach durch den Landwirt Jean Grix und nach dessen Tod durch den Sattlermeister Jean Nau gelenkt. 1927 übernahm dann der Weißbinder Philipp Huhn das Kommando. Zu seinem Stellvertreter berief man den Landwirt Johann Peter Kliem. Beide, Huhn und Kliem, wurden im Jahre 1939 von Brandmeister Karl Weiß abgelöst. 1940 übernahm sein Stellvertreter, Franz Stroh, diese Aufgabe. Als Franz Stroh 1944 seinen Einberufungsbescheid erhielt, übernahm der Maurermeister Karl Veith die Kommandantschaft. Nach Ende des 2. Weltkrieges konnte dann, wie schon erwähnt, im Jahre 1948 die Freiwillige Feuerwehr gegründet werden. Ortsbrandmeister wurde Theo Reinhardt und Franz Stroh sein Stellvertreter, der im Jahre 1963 ganz an die Spitze der Freiwilligen Feuerwehr aufrückte und diese bis 1971 leitete. Die Stellvertreter von Franz Stroh waren von 1963 bis 1967 der Landwirt Johannes Margraf und von 1967 bis 1971 der Schornsteinfegermeister Gerhard Ruhl.

In all den Jahren der Pflicht- bzw. Freiwilligen Feuerwehr wurden die Mitglieder der Wehr zu einigen größeren Brandeinsätzen gerufen. So brannte am 27. Juli 1952 der Dachboden über einem Kuhstall auf dem Nonnenhof, bei dem die Wehren von Friedberg, Bad Nauheim und die amerikanische Militärfeuerwehr zum Einsatz kamen. 1957 brannte die Scheune auf dem Anwesen des Landwirtes Karl Marggraf; die Wehrmänner mussten an diesem Freitagmittag das Großvieh sowie die Treibstofffässer in Sicherheit bringen. All diese Einsätze wurden noch ohne größere maschinelle Ausrüstung geleistet.

Die Wehr konnte am 23. Januar 1962 eine neue Tragkraftspritze “TS 8/8” ihr Eigen nennen. Das erste Feuerwehrauto wurde am 8. September 1962 in Dienst gestellt. Diese Gerätschaften fanden am 19. Dezember 1963, dem größten Brand der Nachkriegszeit ihre Feuertaufe, beim Brand des alten Klostergebäudes. Im Holzwerk des alten Dachgebälks, welches damals auch noch gegen den Holzbock imprägniert worden war, griff das Feuer so rasend schnell um sich, dass in kurzer Zeit das gesamte, weitläufige Gebäude von Flammen erfasst wurde. Alle Nachbarwehren sowie die Wehren aus Friedberg, Bad Nauheim, Bad Vilbel und die amerikanische Militärfeuerwehr waren im Einsatz. Handelte es sich doch hier um ein Wohngebäude, in dem eine große Anzahl vom Caritasverband betreuter Jugendlicher ein Heim gefunden hatten. Glücklicherweise waren trotz des raschen Umsichgreifens des Feuers keine Personenschäden zu beklagen. Die Aufräumarbeiten des bis auf die Grundmauern abgebrannten Klostergebäudes dauerten fast zwei Wochen bei Temperaturen von minus 12 Grad, was nicht gerade ein Vergnügen gewesen war.

1971, in der Nacht vom 7. auf den 8. April, brannte es dann auf der Hofreite des Landwirtes Hartmut Klein. Bei diesem Brand, der sich bereits weit ausgebreitet hatte bevor er entdeckt wurde, war es den Kameraden unmöglich, das im Stall befindliche Vieh zu retten. Ein Pony und acht Ochsen wurden Opfer der Flammen.

1971 war auch das Jahr, in dem Franz Stroh seine Tätigkeit als Ortsbrandmeister an Oswald Rödl abtrat und mit seinem Stellvertreter Gottfried Haas von nun an die Führung der Freiwilligen Feuerwehr übernahm. Ein weiterer technischer Aufbau der Wehr erfolgte. So konnte die Wehr am 28. Juli 1972 ein neues Löschgruppenfahrzeug vom Typ Opel Blitz im Werk der Firma Bachert, in Gingen an der Brenz abholen und nach Bestückung durch die Wehr am 8. Oktober 1972 feierlich seiner Bestimmung übergeben. Die Kameraden der Wehr trugen hierzu die aus Vereinsmitteln neu angeschafften Ausgehuniformen und rundeten somit das Gesamtbild ab. Das Fahrzeug machte dann aber ein neues Gerätehaus notwendig, da das alte in der Mühlgasse einfach zu klein geworden war. Man konnte am 22. November 1972 in das neue – noch nicht ganz fertig gestellte – Gerätehaus am Löschteich einziehen.

Kaum waren diese ersten größeren Veränderungen zum “Alltag” geworden, so musste der Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr eine neue Herausforderung annehmen: Das 25-jährige Fest der Wehr am 6. bis 9. Juli 1973, verbunden mit dem Kreisverbandsfest des Kreisfeuerwehrverbandes Wetterau, stand bevor. Monatelange Planung in den einzelnen Festausschüssen bedurfte es, ein solches Fest auf die Beine zu stellen, bei dem der Große Bunte Abend am 6. Juli, der Festkommers am 7. Juli und der Festzug am 8. Juli mit ca. 70 Feuerwehren und Ortsvereinen im Mittelpunkt standen. Das Fest war durch die zur damaligen Zeit einzigartigen Darbietungen am Bunten Abend ein voller Erfolg.

Nachdem sich die Gemeinden Assenheim, Bönstadt, Ilbenstadt und Kaichen zur Stadt Niddatal zusammengeschlossen hatten, wurden auch andere Regularien für das Feuerwehrwesen bestimmt. So gab es von nun an nicht mehr die Freiwillige Feuerwehr als eine Einheit, sondern der Verein wurde in zwei Abteilungen unterschieden. Zum einen war es der Verein Freiwillige Feuerwehr und zum anderen die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr. Aufgrund der Satzung für die Feuerwehren der Stadt Niddatal war es hierzu jedoch notwendig, eine Führung für die Einsatzabteilung zu bestimmen, einen sogenannten Feuerwehrausschuss. War es die ganze Zeit so gewesen, dass der gewählte Vereinsvorsitzende auch gleichzeitig Kommandant der Wehr war, so wurde am 22. März 1974 zum ersten Mal ein Wehrführer und dessen Stellvertreter gewählt. Die Wahl war nur eine Formsache; Oswald Rödl wurde als Wehrführer und Gottfried Haas als sein Stellvertreter gewählt. Als Beisitzer in diesem Ausschuss fungierten Karl Filz, Lothar Blümlein und Otto König.

Bei der technischen Ausrüstung der Wehr konnte man seit 1972 den Zugang eines Tragkraftspritzenanhängers am 28. November 1973, von zwei Funkgeräten mit Zubehör am 18. Oktober 1974 und eines gebrauchten Mannschafts-und Gerätefahrzeug am 20. Januar 1975 verzeichnen. Alle Gerätschaften wurden aus Vereinsmittel finanziert. 1976 war es dann soweit: eine fahrbare Drehleiter (DL 14) konnte in Dienst gestellt werden. Das Fahrzeug wurde für 4.000 DM von einem Privatmann übernommen und für weitere 3.500 DM in Eigenleistung repariert und umgebaut. Die offizielle Übergabe fand am 31. Oktober 1976 unter Mitwirkung von Bürgermeister Karl Klein und Kreisbrandinspektor Günter Vogt statt. Gleichzeitig wurde bei dieser Indienststellung die Anhängeleiter AL 12, welche im Jahre 1965 von der Gemeinde Ilbenstadt angeschafft worden war, an die Nachbarwehr Assenheim abgegeben.

Über das ganze Jahr 1976 war die Wehr in einer angespannten Situation. So wurde nicht nur der Umbau der Drehleiter in Angriff genommen, auch ein Schlauchwagen mit einem Fassungsvermögen von 700 Meter B-Schlauch wurde in dieser Zeit in Eigenleistung gebaut. Es galt aber auch einige Einsätze, wie den Brand der Feldscheuer des Landwirtes Anton Zöller am 11. Juli 1976, zu absolvieren. Auch bei der Einweihung des Bürgerhauses Ilbenstadt am 14. August 1976 war die Feuerwehr Ilbenstadt vertreten. Am 3. Juni 1978 konnte in der Basilika Ilbenstadt unsere Vereinsfahne gesegnet werden. Die Fahne wurde von Schwester Benedikta aus der Abtei Herstelle, in der Nähe von Beverungen, in Handarbeit hergestellt. Die technische Ausrüstung wurde in diesem Jahr durch eine in Eigenarbeit hergestellte Ölsperre für die Nidda ergänzt.

Im Jahre 1979 standen wieder Vereinswahlen an, bei denen die “alten” Kandidaten wiedergewählt wurden. Die Vereinsführung oblag weiterhin Oswald Rödl als ersten Vorsitzenden des Vereins und als Wehrführer der Einsatzabteilung. Auch Gottfried Haas wurde in den Ämtern als stellvertretender Vorsitzender und Wehrführer bestätigt.

Im Mai 1980 konnte die Wehr dann mit einer inoffiziellen Jugendfeuerwehr beginnen. Es traten der Einsatzabteilung 7 Jugendliche bei, die sich für die Aufgabe Feuerwehr begeisterten und von da an fast jeden Montag das Grundwissen erlernen wollten. Mit ihrer Bereitschaft, nicht nur den Feuerwehrdienst zu absolvieren, sondern sich auch aktiv bei bevorstehenden Umbauarbeiten an Fahrzeugen und Geräten zu beteiligen, konnte schon 1981 begonnen werden. Der seit 1975 im Dienst befindliche Mannschafts- und Gerätewagen musste ersetzt werden. Es wurde ein gebrauchter Ford Transit gekauft und auf die Bedürfnisse der Feuerwehr umgebaut.

1984 endete die Wehrführertätigkeit des Kameraden Oswald Rödl und Otto König wurde sein Nachfolger. Der Wechsel an der Spitze der Einsatzabteilung erfolgte auf persönlichen Wunsch Oswald Rödls, der sich somit mehr Freiraum für die Tätigkeit als erster Vorsitzender schuf. Im Herbst 1985 begann auch die Zeit der “stillen Alarmierung” in der Stadt Niddatal und die Freiwillige Feuerwehr Ilbenstadt erhielt die ersten sechs Funkmeldeempfänger. Die stille Alarmierung ermöglichte es nun, die Einsatzkräfte auch ohne Auslösen der Sirene zu alarmieren.

Am 23. Januar 1986 verstarb unser ehemaliger Kommandant Franz Stroh, der nicht nur ein Gründungsmitglied, Ehrenmitglied und Ehrenbrandmeister unserer Wehr war, sondern auch einer der ersten Träger des Ehrenbriefes der Stadt Niddatal in Ilbenstadt. Die Feuerwehr Ilbenstadt hatte einen großen Feuerwehrmann verloren.

Eine der größten Herausforderungen für alle Feuerwehrkameraden begann am 14. Mai 1986, um 18.00 Uhr. Mit Schaufel, Spitzhacke und Bagger begannen die Kameraden mit dem An- und Umbau des Gerätehauses. Ein Projekt, welches jeden einzelnen in den nachfolgenden Monaten forderte.

Dem Gespann Oswald Rödl und Otto König ist es auch zu verdanken, dass im Oktober desselben Jahres der Bevölkerung ein gebrauchtes Tanklöschfahrzeug des Typs “TLF 16/24” mit einem Wassertank von 2.400 Litern, anlässlich einer Übung vorgestellt werden konnte. Dieses Tanklöschfahrzeug, welches über die Feuerwehr Berkersheim gekauft wurde und noch heute seinen Dienst in der Wehr verrichtet, ist ein Meilenstein in der technischen Ausrüstung der Feuerwehr Ilbenstadt.

Der An- und Umbau des neuen Feuerwehrgerätehauses machte schnell große Fortschritte und der Rohbau konnte bereits nach 120 Arbeitstagen und mit insgesamt 2.200 geleisteten Arbeitsstunden durch die Feuerwehrkameraden fertiggestellt werden. Das Richtfest fand am 4. Oktober 1986 statt und man war sich im klaren, dass der Innenausbau weitere größere Anstrengungen bedurfte, um in die neuen Räumlichkeiten einziehen zu können.

Im darauffolgenden Jahr 1987 stand die Tätigkeit der Wehr weiterhin ganz im Um- und Anbau des Gerätehauses. Doch auch andere Probleme galt es zu bewältigen. So musste der im Jahre 1981 gebraucht gekaufte Ford Transit, der als Mannschafts- und Transportfahrzeug eingesetzt und mittlerweile doch sehr altersschwach geworden war, durch ein anderes Fahrzeug ersetzt werden. Der Vorstand beschloss daraufhin den Kauf eines gebrauchten Fahrzeuges für 14.820 DM. Der Umbau erforderte wiederum einige Arbeitsstunden der Feuerwehrkameraden, da es wieder notwendig wurde, Funkgeräte, Blaulichter mit Martinshorn und feuerwehrtechnisches Gerät einzubauen. Auch die Lackierung wurde von den Kameraden bewerkstelligt. Die Umbaukosten betrugen 3.887 DM inkl. des Funkgerätes und dauerte ca. 2 Monate. Das Fahrzeug, ein Mercedes Bus, konnte dann am 4. August bei einer spontan angesetzten Alarmübung einsatzmäßig vorgeführt werden und befand sich noch bis vor wenigen Jahren im Feuerwehrdienst.

Im Oktober des gleichen Jahres war es dann endlich soweit, Die Wehr war an ihrem großen Ziel angelangt und konnte am 10. Oktober 1987 in das neue Feuerwehrgerätehaus einziehen. Nach einer Bauzeit von nur 17 Monaten wurde aus dem alten Gerätehaus, welches 1973 eingeweiht worden war, ein völlig neues.

Bei der offiziellen Schlüsselübergabe konnte der Bürgermeister der Stadt Niddatal, Wilfried Martin, ein erstes Resümee ziehen. Es begann mit der Beantragung der Baumaßnahme durch den Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr am 5. August 1982 beim Magistrat der Stadt Niddatal. Dieser beschloss im März 1983 das Vorhaben in seinem Grundsatz.

Ein Antrag auf Gewährung einer Landesbeihilfe wurde im August des gleichen Jahres beim zuständigen Innenministerium des Landes Hessen gestellt. Eineinhalb Jahre später, am 25. April 1985, ging der Bewilligungsbescheid ein, indem der Hessische Innenminister der Stadt Niddatal einen Zuschuss von 180.000 DM zu den veranschlagten Baukosten von 520.000 DM zusicherte. Im Finanzierungsplan war auch eine Selbsthilfeleistung der Freiwilligen Feuerwehr Ilbenstadt für die teilweise Errichtung des Rohbaues und den teilweisen Innenausbau mit 3.500 Arbeitsstunden eingerechnet, die mit einem Stundensatz von 20 DM einbezogen waren. Die Eigenleistung der Feuerwehrkameraden war somit mit 70.000 DM veranschlagt. Der eigentliche Baubeginn fand, wie schon berichtet, am 14. Mai 1986 statt. Mit vollem Elan und einer nie nachlassenden Bereitschaft zum Arbeitseinsatz konnte das Vorhaben unter Mitwirkung einiger Fachfirmen verwirklicht werden. Am Ende der Arbeiten konnte die Wehr nicht nur die kalkulierten 3.500 Arbeitsstunden nachweisen, sondern sogar 5.500 Stunden, die einer tatsächlichen Eigenleistung von 110.000 DM entsprachen. Obwohl es nur ein Um- und Anbau war, wollte die Wehr auf eine Schlüsselübergabe nicht verzichten. Vom alten Gerätehaus waren lediglich drei Wände übrig geblieben und man konnte daher ruhig von einem Neubau sprechen. Mit 323 Quadratmeter Gesamtnutzfläche bietet das neue Gerätehaus dreimal soviel Platz wie vorher. Eine großzügige und technisch sinnvollere Einrichtung wurde mit dem eigenhändigen Umbau in den Bau aufgenommen.

Nachdem das Gerätehaus eingeweiht war, konzentrierte sich die Wehr wieder voll auf ihre eigentliche Arbeit, obwohl diese während den Umbauarbeiten nie eingeschränkt wurde. Dies verdeutlicht der Bericht des Wehrführers für das Jahr 1987 in der Jahreshauptversammlung am 22. Januar 1988. Laut diesem Bericht wurden 214 Einsatzstunden bei vier Brandeinsätzen, neun Einsätzen zum Beseitigen von wassergefährdenden Stoffen und bei zwei Einsätzen zur Vermisstensuche erbracht. Die Arbeitsstunden bei Straßensicherungsmaßnahmen am Pfingstradrennen des RC 03 Ilbenstadt, sowie am Brandsicherheitsdienst und am Fest des Kleintierzuchtvereins an drei Nächten waren hier nicht eingerechnet.

1988 musste man auch der traurigen Pflicht nachkommen und unseren Kameraden Paul Sadjak zur letzten Ruhe begleiten. Paul Sadjak, der von 1959 bis 1984 das Amt des Unterkassierers innehatte und maßgeblich am Umbau des Gerätehauses beteiligt war, erlag einer schweren Erkrankung.

Am 13. Januar 1989 begann ein neuer Umbruch im Verein Freiwillige Feuerwehr. Es stand anlässlich der angesetzten Jahreshauptversammlung die Neuwahl des Vorstandes an. Diese Wahlen wurden zu einem Generationswechsel in der Führungsebene. Die Kameraden Oswald Rödl, Gottfried Haas, Karl Filz und Lothar Blümlein stellten sich nicht mehr zur Wahl und machten somit jüngeren Kameraden Platz. Als Nachfolger des ersten Vorsitzenden Oswald Rödl wurde Otto König gewählt. Für seinen Stellvertreter Gottfried Haas wurde Wolfgang Jurida gewählt. Für Schriftführer Karl Filz wurde Albert Jurida gewählt. Für Lothar Blümlein, der seine Tätigkeit als erster Kassierer bereits fünf Jahre zuvor abgegeben hatte und zur Zeit noch im Amt des zweiten Beisitzers im Vereinsvorstand fungierte, wurde Peter Kliem gewählt. Des weiteren wurde Martin Künze in das Amt des ersten Beisitzers berufen, welches vorher Wolfgang Jurida bekleidet hatte. Lediglich der erste Kassierer Jürgen Künze und dessen Stellvertreter Rudolf Penka wurden in ihren Ämtern bestätigt. Der Generationswechsel war perfekt. Die älteren Kameraden hatten Großes geleistet. Die Jungen wollen es ihnen nachmachen.

Die erste Aufgabe des neuen Vorstandes war es, das seit 1976 im Betrieb befindliche Drehleiterfahrzeug vor der Stilllegung zu retten. Das Fahrgestell wies erhebliche Schäden auf und der TÜV konnte keine weitere Betriebserlaubnis mehr geben. Es musste eine Lösung gefunden werden, den noch in Ordnung befindlichen Leiterpack weiter zu verwenden. In Abstimmung mit der Stadt Niddatal wurde ein anderes (gebrauchtes) Trägerfahrzeug für 30.000 DM gekauft. Der Leiterpack wurde vom alten Fahrzeug demontiert und auf das hierfür durch die Feuerwehrkameraden vorbereitete neue Chassis montiert. Bei den Umbauarbeiten, deren Ergebnis ein so gut wie neues Fahrzeug war, mussten nicht nur die Vorbereitungen für den Aufbau des Leiterpackes auf das Fahrgestell selbst getroffen werden, sondern auch alle Karosseriearbeiten wie der Bau von Geräteräumen mit Ablagekästen, Schubfächer, Signaleinrichtungen usw., mussten vorbereitet und ausgeführt werden. Auch der Umbau der Abstützvorrichtung des Fahrzeuges im Drehleiterbetrieb wurde von den Feuerwehrkameraden in Eigenleistung erbracht. Nach Beendigung der Arbeiten waren 485 Arbeitsstunden aufgelaufen. Die Wiederindienststellung erfolgt am 24. Juni 1989 bei einer Übung anlässlich des Löschteichfestes, nachdem sich der TÜV von der fachgerechten Ausführung der Arbeiten überzeugt hatte. Eine große Leistung hierbei erbrachte unser Kamerad Karl Franz, der die fachlichen Kenntnisse für den Umbau mitbrachte.

Das Jahr 1990 wurde vom Vorstand dazu benutzt, zwei weitere Höhepunkte in der Geschichte der Feuerwehr Ilbenstadt vorzubereiten. Zum einen wollte man den Verein in das Vereinsregister eintragen lassen. Dies konnte jedoch nur dadurch geschehen, dass sich der Verein eine Vereinssatzung zulegte. Hierbei alle rechtlichen Vorschriften zu beachten, bedurfte einer Vorbereitung im “Stillen”. Die Vereinssatzung wurde in der Jahreshauptversammlung am 12. Januar 1991 von den Mitgliedern des Vereins einstimmig beschlossen und der Antrag auf Eintragung in das Vereinsregister daraufhin gestellt. Dem Antrag entsprach das Amtsgericht Friedberg am 26. April 1991 und der Verein wurde unter Nr. 785 in das Vereinsregister eingetragen.

Der zweite Höhepunkt war die Gründung einer Alters- und Ehrenabteilung mit 6 Kameraden, sowie der Jugendfeuerwehr am 9. Juni 1991. Der Verein war in der glücklichen Lage, an diesem Tag 26 Jugendliche im Alter zwischen 10 und 17 Jahren in die Jugendfeuerwehr aufnehmen zu können. Die Gründung wurde zu einer echten Verbesserung der personellen Situation in der Einsatzabteilung. Bis zum heutigen Tag konnten 9 Kameraden und 2 Kameradinnen in die Einsatzabteilung übernommen werden. Die Leitung der Jugendfeuerwehr übernahmen Peter Kliem und Klaus Jurida, die von nun an ein volles Programm zu absolvieren hatten, da die Jugendfeuerwehr jeden Montag, außer in der Ferienzeit, von 18.00 bis 19.00 Uhr ihre Übungen im Gerätehaus abhält.

Im Herbst 1991 sollte sich ein weiterer Meilenstein in der Vereinsgeschichte entwickeln. Eine Abordnung des Vorstandes der Freiwilligen Feuerwehr Ilbenstadt besuchte mit Vertretern der Stadt Niddatal den Gemeindeverband Thamsbrück in Thüringen. Grund hierfür war die Hilfestellung der Stadt Niddatal, den Gemeindeverband nach der Wende im Neuaufbau der Kommunalverwaltung nach hiesigem Muster zu unterstützen. Die Delegation bestand aus mehreren Vereinsvertretern, so unter anderem auch aus Vertretern aller Freiwilligen Feuerwehren. Bei dem Besuch lernten sich die Führungen der Feuerwehr Ilbenstadt und der Feuerwehren von Klein- und Großwelsbach näher kennen.

Aus dieser Bekanntschaft wurde mit der Zeit eine enge Verbundenheit, die am 21. März 1992 auf eine Basis gestellt wurde. Man beschloss eine Partnerschaft zwischen den drei Wehren. Zur Partnerschaftsfeier waren etliche Mitglieder der Feuerwehr Ilbenstadt nach Thüringen gereist, um dieser einmaligen Feier beizuwohnen. Die Partnerschaftsurkunden wurden gegenseitig von den Wehrführern unterzeichnet. Kleinwelsbach, vertreten durch Erhard Heiße, Großwelsbach, vertreten durch Manfred Becker und Ilbenstadt, vertreten durch Otto König, unterzeichneten die Urkunde. Einen großen Anteil am Zustandekommen dieser Partnerschaft hatte die Bürgermeisterin von Großwelsbach, Frau Heidrun Krumpe.
Am 8. und 9. Mai 1993 wurde diese Partnerschaft durch einen Gegenbesuch der Feuerwehrkameradinnen und Feuerwehrkameraden aus Thüringen weiter vertieft. Die Feuerwehrfamilie machte eine Stadtrundfahrt, stattete dem Feuerwehrstützpunkt in Bad Nauheim einen Besuch ab und rundete das Programm mit einem Tanzabend und Buffet im Weißen Saal ab. Die Partnerschaft zwischen diesen drei Wehren ist eine wichtige und sinnvolle Einrichtung. Sie hat bis zum heutigen Tag, auch durch die privaten Verbindungen nach Thüringen, an ihrer Aktualität nichts verloren und wird in regelmäßigen Abständen gepflegt und weiter gefestigt.

Im Oktober des gleichen Jahres begab sich der Verein auf ein neues Feld der Festveranstaltungen. Wurde doch seit 1975 jedes Jahr ein Löschteichfest (ab 1992 nur noch alle zwei Jahre) abgehalten, so wollte man in den Jahren, in denen kein Löschteichtest stattfindet, etwas Neues ausprobieren. Es sollte in Verbindung mit einem Tag der offenen Tür ein Gaudiwettkampf stattfinden, bei dem die ortsansässigen Vereine in einer Art “Spiel ohne Grenzen” um Punkte wetteifern. Der Gaudiwettkampf hatte einen solchen Erfolg, dass diese Einrichtung nun alle zwei Jahre wiederholt wird.

Ein weiteres großes und freudiges Ereignis war die Indienststellung eines neuen Löschgruppenfahrzeugs vom Typ LF 8/6 am 16. Dezember 1995. Ein Fahrzeug, das unser altes Löschgruppenfahrzeug vom Typ LF 8 mit seinen mittlerweile 23 Dienstjahren auf dem Buckel, ablöste. Mit einem Gesamtvolumen von 315.000 DM wurde das Fahrzeug durch die Stadt Niddatal und dem Land Hessen, das sich mit einer Landesbeihilfe von 98.000 DM beteiligte, gekauft. Auch der Verein der Freiwilligen Feuerwehr beteiligte sich mit einem Betrag von 13.200 DM.

Die wichtigsten Neuerungen des Fahrzeuges waren vor allem der eingebaute Wassertank mit einem Volumen von 600 Liter, der bei den Aufgaben einer Feuerwehr unserer Größe heutzutage unabdingbar ist. Auch die Inneneinrichtung des Mannschaftsraumes enthält wesentliche Verbesserungen, wie zum Beispiel die Atemschutzgeräte, die die Atemschutzgeräteträger bereits während der Fahrt anlegen, um erheblich Zeit im Notfall sparen zu können. Das Fahrzeug bietet auch in den Geräteräumen eine weitaus bessere und effektivere Beladung als das Altfahrzeug. Hierzu gehört vor allem ein eingeschobener 8 KVA Generator sowie die Feuerlöschkreiselpumpe im Heck des Fahrzeuges. Die Übergabe des neuen Wagens sollte zwar um 15.00 Uhr erfolgen, musste aber eine Stunde verschoben werden, da sich die Kameraden der Einsatzabteilung noch bei einem Scheunenbrand in Assenheim aufhielten, bei dem die Scheune bis auf die Grundmauern niederbrannte.
Am 12. Januar 1996 standen wieder Vorstandswahlen an. Die Mitglieder in der Versammlung wollten zwar alle zu wählenden Ämter mit den gleichen Personen besetzen, wurden jedoch durch den Rückzug von Otto König aus dem Amt des ersten Vorsitzenden überrascht. Otto König wollte sich mehr Freiraum für das Amt des Wehrführers schaffen, da er die Doppelfunktion aus beruflichen Gründen nicht mehr effektiv genug ausfüllen konnte. Es wurde daraufhin Peter Kliem in dieses Amt gewählt. Außer Peter Kliem wurde der Vorstand noch um Rudolf Penka und Tobias Beyer ergänzt, die für den ausscheidenden Martin Künze und den Wegfall der Doppelfunktion von Otto König benötigt wurden. Alle anderen Amtsinhaber wurden in ihren Ämtern bestätigt.

Den ersten großen Auftritt als erster Vorsitzender hatte Peter Kliem bereits ein gutes Jahr später. In der Mitgliederversammlung am 10. Januar 1997, im Bürgerhaus Ilbenstadt, konnte er 140 Vereinsmitglieder, die 1971 durch eine große Werbeaktion gewonnen wurden, für ihre 25-jährige Mitgliedschaft ehren.

Zwei weitere Vereinsmitglieder erhielten die Ehrung für ihre 40-jährige Mitgliedschaft. Auch die erste Feuerwehrfrau, Birgit Ranold, konnte an diesem Abend aus der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung übernommen werden.

Sehr geehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger Ilbenstadts, liebe Vereinsmitglieder,
wie Sie aus der Geschichte und der Tätigkeit der Freiwilligen Feuerwehr Ilbenstadt ersehen können, sind die Aufgaben der Einsatzabteilung sowie die Aufgaben des Vereins Freiwillige Feuerwehr breit gefächert. Um diese vielen Aufgaben auch in Zukunft ausführen zu können, bedarf es Personen, die sich für die Sache einsetzen und hierfür ihre Zeit und Einsatzwillen opfern. Wir hoffen, dass es auch in Zukunft Menschen geben wird, die sich für diese Aufgaben einsetzen und als aktives oder passives Mitglied der Sache Feuerwehr dienen.

Ihre Freiwillige Feuerwehr Ilbenstadt

(aus “50 Jahre Freiwillige Feuerwehr Ilbenstadt e.V. Festschrift”)

Text: Albert Jurida

Wenn Sie die Geschichte der Feuerwehr noch einmal in Ruhe lesen möchten, können Sie diese einfach herunterladen:

Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Ilbenstadt